Die römische Latrine mit "Wasserspülung" am Herrenhaus zeigt auch im sanitären Bereich den hohen Stand der römische Kultur im ländlichen Umfeld. Latrine und Badeanlage liegen hier nahe beisammen, wie dies in der römischen Stadt bei den größeren Thermen allgemein üblich ist. Bei den Stadthäusern hingegen ist der Latrinenschacht, der keiner Wasserspülung bedarf, die gängige Einrichtung. Aborte mit Wasserspülung in Villenanlagen sind bislang selten nachgewiesen. Es ist eine durchaus sinnvolle Lösung, über der Abwasserrinne einen mehrsitzigen Abtritt zu errichten. Von den Latrinensitzen fanden sich keinerlei Spuren mehr; aber der kleine Anbau (Raum 17) zeigt deutlich, dass sich hier die Latrine befunden hat. Aus den Baderäumen 15 und 16 wurde das verbrauchte Wasser über Rinnenleitungen für die Latrinenspülung abgeleitet. Ob Abwasser und Fäkalien in den nahegelegenen Bach, der in römischer Zeit direkt südlich vor dem Herrenhaus verlaufen ist, geleitet wurden, ist sehr wahrscheinlich. Für den Betrieb von Bad und Latrine war eine ständige Wasserzufuhr nur über eine Frischwasserleitung sinnvoll möglich.
Die unterschiedlichen Möglichkeiten der Wasserzuleitung zeigt die Schautafel am Brunnen.
Die mindestens zweisitzige Latrine in Wachenheim zeigt ebenso wie die vielsitzigen Aborte in den römischen Städten, dass das tägliche Bedürfnis in der Antike als "Gemeinschaftserlebnis" empfunden und dementsprechend durchgeführt wurde. Die großen Latrinen waren gediegen mit Wandmalereien und Plattenböden ausgestattet, um einen längeren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Dieses Lebensgefühl geben auch die vielen Sinnsprüche auf den Wänden größerer Latrinenanlagen, etwa in Ostia bei Rom oder Pompeji, wieder. Leider waren solche Sprüche in Wachenheim aufgrund des fragmentarischen Bauzustandes nicht mehr nachweisbar.