Römische Gutshöfe haben meist einen eigenen zugehörigen Bestattungsplatz. Der Fund einer steinernen Aschenkiste von 72x60 cm Größe mit einem Henkelkrug und einer Münze des 2. Jahrhunderts in Jahr 1980 und die vermauerten Reste von Grabdenkmälern in der Villa selbst gaben einen Hinweis auf den zugehörigen Friedhof, der westlich der Villa rustica vermutet wurde. Bei Kanalarbeiten wurde im September 1997 der römische Bestattungsplatz südlich an der Friedelsheimer Straße entdeckt und in der Folgezeit in den zugänglichen Bereichen durch die Archäologische Denkmalpflege, Speyer ausgegraben.
In den ersten drei Jahrhunderten n. Chr. wurden die Toten auf einem Scheiterhaufen rogus verbrannt. Mitgegeben wurden meist umfangreiche Gefäßbeigaben, die Speise und Trank auf dem Weg in das Reich der Toten enthielten, aber auch Schmuck, Geräte und in Einzelfällen der Reisewagen.
Ungefähr ab 300 n. Chr. wurde die Körperbestattung üblich. Reiche Personen konnten sich einen aufwendigen Steinsarg Sarkophag leisten.
Oberirdisch waren die Gräber teilweise mit Grabsteinen gekennzeichnet. Aus den Namensangaben ließen sich manchmal Familien-zusammenhänge erkennen, allerdings fehlen diese in Wachenheim. Erhalten blieben nur die Reste von zwei Grabdenkmälern: Amor und die Löwentatze. Bereits um 300 n. Chr. waren die verbliebenen Grabmäler abgetragen und zum Bau des Wirtschaftsgebäudes 1 verwendet worden.
Villa rustica und Gräberfelder
1 Villa rustica
2 römisches Gräberfeld 1.-5.Jhd,
Friedelsheimer Straße
3 Osthof, 7.Jhd bis Anfang 20. Jh.
4 zugehöriges frühmittelalterliches Gräberfeld, 7. Jh. n. Chr.
Die Beigabensitte zeigt, dass man an ein Weiterleben nach dem Tod glaubte und der Verstorbene auf seiner Reise ins Jenseits hades einen Anspruch auf zumindest die Mitgabe von Trank und Speise hatte.
1 Brandgrubengrab:
Die verbannten Knochen wurden zusammen mit den ebenfalls verbrannten Beigaben ‑ meist Gefäßkeramik ‑ vermengt in eine Grube geschüttet.
2 Brandschüttungsgrab:
hier wurde der Leichenbrand ausgelesen und in der Grabgrube mit dem restlichen Brandschutt deponiert; gelegentlich werden noch vollständige Gefäße dazugestellt.
3 Urnengrab:
Die verbrannten Knochen wurden ebenfalls vom Scheiterhaufen ausgelesen und in einem Gefäß deponiert. Der restliche Brandschutt wurde entweder ebenfalls in die Grabgrube geschüttet oder verblieb am Verbrennungsplatz.
4 Aschenkisten:
in einer aufwendigeren Beisetzungsart wurden in würfelförmigen, zylindrischen oder konischen Steinkisten der Leichenbrand und die Beigaben geschützt. Gefäße finden sich in der Kiste wie auch außerhalb in der Grabgrube. Die Anfertigung der aus einem Stein gefertigten Kisten setzte schon entsprechende Geldmittel der Angehörigen voraus. Preiswerter war eine Kiste aus Ziegelplatten. Hierzu wurden einfache Dachziegel tegulae verwendet.
Seit dem 4. Jahrhundert. n. Chr. wurden die Toten unverbrannt in Holz‑ (5), Ziegelplatten‑ (6) oder Steinsärgen (7) Sarkophagen beigesetzt. Im Wachenheimer Gräberfeld vermutet man sogar die Verwendung eines ausgehöhlten Baumstammes. Eine Beisetzung in einem Steinsarg konnten sich wohl nur die Angehörigen der Gutsbesitzerfamilie leisten. Die Aufwendungen für Herstellung und Transport eines solchen Sarges waren sicherlich beträchtlich. Neben den Gefäßbeigaben ‑ nunmehr vermehrt Trinkgläser‑ im Sarginnern wurden ausserdem zusätzliche Speise‑ und Trinkgefäße außerhalb des Sargs beigegegben, meist in Erdnischen.
Um 450 n. Chr. legten die letzten Bewohner der Villa rustica im Umfeld der schon weitgehend ruinösen Nebengebäude ihren Friedhof an. Es ließen sich 13 weitgehend beigabenlose Körperbestattungen nachweisen. Nur Grab 11 enthielt einen Glasbecher, zwei Gefäße und ein Messer als Beigaben. Vielleicht schon im 6. Jh. entstand unweit westlich die germanisch/fränkische Ansiedlung "Osthof' mit eigenem Bestattungsplatz.