Die Darre, Trockenofen für Getreide

Die T‑förmige Ofenlage gehört zusammen mit dem Räucherofen zu einem älteren Wirtschaftsgebäude, von dem hier keine Mauerzüge mehr sichtbar sind. Vermutlich im 3. und 4. Jhd. wurden beide Anlagen durch den restaurierten Speicherbau von 17x11 m Größe überbaut. Aufgrund der massiven Fundamentierung dürfte dieser Bau mehrere Geschosse hoch gewesen sein.

Die ältere Ofenanlage ist ein typisches Beispiel für Trockenöfen. In den römischen Nord­provinzen war es immer schwierig, das Getreide bis zur Aussaat oder zur nächsten Ernte trocken zu halten und damit an der Keimung zu hindern.

Der Ofen wurde wie eine Kanalheizung befeuert. Über dem gesamten Ofen muss man sich eine Lage von Ziegelplatten vorstellen. Auf dem erhitzten Boden wurde das Getreide dann in einer dünnen Schicht verteilt und somit getrocknet. Durch Unachtsamkeit konnte es allerdings geschehen, dass das ausgestreute Getreide zu stark ange­röstet wurde und somit verdorben war.

Eine größere Menge solchen Getreideabfalls wurde bei den Grabungen geborgen und gibt damit einen entscheidenden Hinweis auf die Getreidesorten, die in Wachenheim zur römischen Zeit angebaut und verarbeitet wurden. Neben Spelzgerste und Weizen wurden vor allem Dinkel und Emmer verarbeitet. Letztere Sorte ist heute völlig aus dem Anbau verschwunden. Roggen ist nur gering vertreten und war in römischer Zeit wegen des dunklen Mehls verpönt. Einkorn war nicht vorhanden. Die naturwissenschaftliche Untersuchung der Getreideprobe ergab, dass Emmer und Dinkel bereits angekeimt waren. Entweder entstand die Keimung durch feuchtes Wetter bei der Ernte oder feuchte Lagerung. Oder aber es ist der Beleg für Malzgewinnung für die Bierherstellung. Das gallische Bier cervisia war hochgeschätzt.

 

Getreidedarre in Funktion. Fundort: Villa rustica Wachenheim
Getreidedarre in Funktion. Fundort: Villa rustica Wachenheim
Weizen, Roggen und Gerste
Weizen, Roggen und Gerste
Dinkel, Emmer, Einkorn
Dinkel, Emmer, Einkorn



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