Innerhalb des ca. 17 x 11 m großen Wirtschaftsbaues, der um 300 n. Chr. durch den restaurierten Speicherbau an nahezu gleicher Stelle ersetzt worden ist, befand sich an der Westwand ein weiterer Trockenofen.
Die Mauerzüge sind heute mit Platten abgedeckt.
Auf der Zeichnung rechts ist innerhalb des Speicherbaus die Anordnung des Räucherofens (links) und der Getreidedarre (rechts) dargestellt.
Im heutigen Zeitalter der Verwendung von Wolle, Baumwolle oder synthetischen Fasern für Nutzstoffe kann man sich kaum vorstellen, dass noch bis um 1920 die Flachspflanze hauptsächlich zur Fasergewinnung verwendet wurde. Der Anbau und die Verarbeitung von Lein/Flachs ist in unserem Raum nahezu ausgestorben. In der Römerzelt wurde die Flachsfaser neben der Wolle fast ausschließlich zur Gewebeherstellung verwendet.
Nach der Aussaat Im Frühjahr und der Ernte im August/ September wurde der Lein in speziellen Gruben unter Feuchtigkeit „gefault“, um die Stängelhülle zu beseitigen. Vor einer Weiterverarbeitung zu Flachs mussten die Halme getrocknet werden. Dabei war wichtig, dass im Trockenofen ein unmittelbarer Funkenflug verhindert wurde. Diese Voraussetzung bietet dieser 6,3 m x 4 m große Ofen. Die Hitze bzw. der Rauch wurden über einen Ringkanal von der Rückseite in die Kammer geleitet. In ca. 50 cm Höhe über der Kammer muss man sich einen Holzrost vorstellen, auf dem die Fasern in Bündeln aufgestellt waren. Noch dem Trocknungsprozess wurden die Flachsstängel gebrochen und die feinen Fasern versponnen.
Für die Fasertrocknung wurde der Ofen 1 bis 2 Monate in Beschlag genommen. In der restlichen Zeit konnte der Ofen für andere Zwecke benutzt werden. Nahm man den Holzrost ab, stand eine mannshohe Räucherkammer für Fleischprodukte zur Verfügung, wie die Rekonstruktionszeichnung zeigt. Vor allem Schinken, gelegentlich auch Würste, sofern sie nicht luftgetrocknet wurden, konnten durch Räuchern haltbar gemacht werden. Dazu wurden die Produkte an einem Deckenrost in der Kammer aufgehängt und geräuchert.
In einem landwirtschaftlichen Betrieb der Römerzeit konnte in unserem Gebiet nur durch dieses Verfahren Fleisch über einen längeren Zeitraum hinweg haltbar gemacht werden.